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#1 |
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Registrierungsdatum: 20.07.2003
Postings: 57
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Sylvester 1970
Erste pyrotechnische Versuche
War das eine Freude, wenn um die Mitte des Dezembers die ersten Feuerwerkskörper erhältlich waren. Unsere Freude galt nicht den für die Erwachsenen bestimmten Raketensortimenten, den angeberischen Kanonenschlägen oder den wild umeinander hüpfenden Knallfröschen. Nein, wir erwarteten gespannt die Ankunft der ersten Ladycracker, oder wie sie bei uns in Westfalen hießen: Zisselmännchen. Bereits Anfang November wurden sämtliche ausgedienten Filzstifte entmint und von allen färbenden Inhalten befreit. Oben, ungefähr einen Zentimeter vom Eingang entfernt, wurde ein Löchlein zum Anzünden des Dochts der geliebten Knallkörper angebracht. Für betuchtere Kinder war im Knallkörperbedarfshandel auch speziell für diesen Zweck entwickeltes Abschussrampenmaterial erhältlich (z. B. Zisselmännchenkanonen Modell „Dicke Berta“), was aber die kindliche Phantasie aus dem Spiel ließ und deswegen „uncool“ war. „Jovel“ oder „knorke“ war hingegen das vorsylvestrige Probeschießen im Sandkasten. Dort wurden eifrig echte Westernforts aus „High Chapparal“ oder „Bonanza“ errichtet und mit den zu Weihnachten erhaltenen Cowboy- und Indianerfiguren bestückt. Viele der kleinen Kreaturen sollten im paramilitärischen Sandkastenspiel ihr Ende durch „Zisselmännchenabschuss“ finden und wurden zu diesem Zweck an leicht erreichbarer und abfallender Stelle aufgestellt. Der kindlichen Phantasie kam auch entgegen, dass zwischen den Jahren oft Horror- und Katastrophenmaterial aus der Zeit von neunzehnhundertdreißig bis –fünfzig in der Glotze wiederholt wurde. Hatte man sich mit King Kong oder Godzilla auf ein deftiges Desaster eingestimmt, konnte man in diese Rolle schlüpfen und den kleinen Cowboy- und Indianerstädten (wahlweise auch Kampfverschlägen von Soldaten des WW II) den Garaus machen. Höhepunkt der pyrotechnischen Spielereien war allerdings der Sylvesterabend. Hatten sich die Erwachsenen erst mal vermittelst Bowle in Partylaune versetzt, während sie Sylvestertröter (ein hartes, nicht wirklich zum Nachbacken empfohlenes Partygebäck in konischer Form) in sich reinstopften und feuchtfröhliche Geschichten zum Besten gaben, wovon wir allerdings kaum etwas verstanden und uns wunderten, warum über bestimmte Witze gelacht wurde, konnten Zigaretten mit Zisselmännchen präpariert werden, um diese den Großen in die Zigarettenbehälter zu schmuggeln und gespannt auf den Moment zu warten, an dem sie angezündet wurden und die Glimmstengel hernach mit in alle Himmelsrichtungen abstehenden Tabakfetzchen in den Mundwinkeln hingen. Auch selbstgebastelte Tischbomben fanden das Gefallen der Großen. Man nehme: eine übrige abgewickelte Klopapierrolle, Pappkarton und Tesafilm sowie pro Abschuss ein Zisselmännchen. Nachdem drei jeweils in etwas kleinerer Größe als der Grundfläche des Klorollenzylinders vorliegende und mit ausreichendem Montagerand versehene Scheiben aus dem Pappkarton geschnitten wurden, wird einer davon mit Tesafilm an den Boden des zukünftigen Tischfeuerwerks appliziert, während die beiden anderen einmal als Zwischenboden und einmal als Deckel ungeklebt in der Rolle belassen werden. Einen Finger breit unter dem Boden des Knallbonbons muss mit Hilfe eines Dosenstechers oder Korkenziehers ein Loch in der Größe des Zisselmännchendurchmessers angebracht werden (aus funktionstechnischen Gründen zwischen Boden und Zwischenboden). Oberhalb des Zwischenbodens können nunmehr Zigaretten, falsche Zähne, Luftschlangen oder anderes Belustigungsmaterial deponiert werden. Zündet man die Kreation, verteilen sich die Gimmicks unter Ausbreitung eines bestialischen Gestanks im ganzen Zimmer. Viel Spaß Euer Pixi (äh... zambra) |
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#2 |
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Registrierungsdatum: 28.11.2001
Ort: HAMBURG
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Und wie ist es heute bei dir? Bauen jetzt die Kinder die Bomben?
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#3 |
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Registrierungsdatum: 28.11.2001
Ort: HAMBURG
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Diese kleinen Kracher heissen auch Judenfürze glaube ich.
Wir in Hamburg nannten sie imer Piepmanscher.
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#4 |
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Registrierungsdatum: 07.06.2001
Ort: Berlin
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Jene hier?
Solche pyrotechnischen Spielereien fanden auch nur Jungen gut. Wir (richtigen) Mädchen hatten Angst um unsere Finger und überhaupt habe ich es Zeit meines Lebens als die größte Verschwendung überhaupt empfunden, Geld für Knaller jedweder Art auszugeben. Einzig richtige Feuerwerksartikel fand ich schön und bei uns gab's zu Silvester immer Wunderkerzen, alles andere war zu teuer, um für ein paar Minuten schönen Anblick Geld auszugeben. Ich kann es auch heute noch nicht verstehen. Neulich im Fernsehen wurden gerade Leute über ihr Knallerkaufverhalten interviewt. Eine Frau sagte dann, ihr Sohn hätte soundsoviel Euro (es war kein Kleckerbetrag) gespart und würde das nun in Knaller anlegen. Meine Mutter hätte mir was gehustet von wegen Geld in Schall und Rauch und Gestank aufgehen zu lassen und genau das würde ich meinem Sohn auch husten, wenn ich einen hätte. Jaja, so mancher wird mir jetzt das Etikett "Spaßbremse" vor die Stirn tackern, aber ich habe in meinem Leben nicht einen einzigen Knaller abgeschossen, geschweige denn, Geld dafür ausgegeben. Ich finde diese Silvesterknallerei einen überaus beschissenen Brauch und bin über jedes Jahresende froh, das ich woanders als in Deutschland verbringen darf. |
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#5 |
Member
Registrierungsdatum: 20.07.2003
Postings: 57
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Quatsch! Jetzt ist Schluss mit lustig. Im Jahr 2007 ist es politisch unkorrekt, Geld für Knaller auszugeben. Ich bin froh, als Familienvater ein angemessenes Sylvesteressen finanzieren zu können.
Die einzig angemessenen Feuerwerksartikel für Väter sind auch bei uns Sterndlschmeisser bzw. Wunderkerzen. Meine beiden Töchter zucken bei jedem Knall zusammen und haben dabei ein ähnlich ungutes Gefühl wie Zazie. Knallen sollen mal die andern - zuschauen ist ja nicht verboten. Prost Neujahr!!! |
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#6 |
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Registrierungsdatum: 07.06.2001
Ort: Berlin
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"Sterndlschmeißer". Das ist ein sehr süßer Ausdruck für Wunderkerzen, muss ich mir merken. Sei froh, dass du Töchter hast Zambra, ich fürchte, hättest du Söhne, müsstest du dich jetzt viel direkter mit Knallkörpern auseinandersetzen und sie würden ähnliche pyrotechnische Experimente veranstalten wie einst du 1970.
Da draußen geht derzeit mal wieder das Monatseinkommen mehrerer Großfamilien in die Luft. Ich hätte sehr gerne das Geld, was da heute verballert wird. Und ich hoffe wie jedes Jahr, dass mir auch diesmal kein Knaller aufs Haupthaar fliegt und mir selbiges abfackelt. Geändert von Zazie (31.12.2006 um 20:20 Uhr) |
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#7 |
Member
Registrierungsdatum: 28.11.2001
Ort: HAMBURG
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Auch prost Neujahr!!!!
Auf ein gutes 2007!!!
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#8 |
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Registrierungsdatum: 18.04.2001
Ort: Nordenham
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Allen ein gesundes, erfolgreiches Jahr mit viel Freude.
Johnny
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Ich wäre so gerne ein Macho, aber mein Frau erlaubt es nicht. |
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#9 |
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Registrierungsdatum: 17.03.2006
Ort: Schwarzenberg/Erzg
Postings: 799
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Ich schließe mich den allgemeinen Wünschen an! Bleibt alle schön gesund, passt gut auf euch auf usw. Die Gesundheitsministerin wird es euch danken!
Silvesterkarpfen gibt es bei mir schon lange nicht, ist auch mit einer lustigen Erinnerung aus meiner Jugend verbunden. Zu Silvester war karpfen blau "Pflicht", vor allem wurde er lebend gekauft und dann erst einmal in die Badewanne gesetzt. So um 1970 herum wurde selbiges wieder getan. In der Badewanne schwamm ein richtiges schönes großes Exemplar! Mein jüngster Bruder, damals so etwa 10 Jahre, freundete sich mit dem Tierchen an und verbrachte Stunden im Bad. Dann kam der feierliche Moment, der Karpfen sollte gerichtet werden, große Tränenströme und Wutausbrüche folgten. Meine Mutter wurde bei ihrer rituellen Handlung ständig gestört. Das nutzte der Karpfen, um vom Tisch zu rollen. Weg war er! Dann folgte die Suche nach dem Tier. Nach Stunden wurde es am Verenden in der äußersten Sofaecke gefunden. Vor Verzweiflung kochte meine Mutter Makkaroni. Von Stund an war Silvesterkarpfen kein Thema mehr! @zazie Deiner Meinung über die Knallerei zu Silvester kann ich mich nur anschließen. Meine Eltern und ich haben dafür kein Geld ausgegeben. In meiner Kindheit und Jugend sind wir dann zu Silvester auf den höchsten Berg in der Nähe meines Heimatortes gewandert, haben um Miternacht die Glocken von den Kirchen in den Tälern ringherum angehört und das Feuerwerk der anderen angesehen. Zum Abschluss haben wir dann meist eine Rodelfahrt unternommen. Ich sehe mir zu Silvester immer das Feuerwerk der anderen an. Dazu brauche ich nur auf meinen Balkon zu gehen und über die Stadt zu schauen. Das ist preiswerter und ungefährlicher. |
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#10 |
Member
Registrierungsdatum: 02.07.2006
Ort: hamburg
Postings: 16
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neben "piepmanschern" und "chinaböllern" hatte ich auch immer ein sturmfeuerzeug der marke " imco" aus österreich auf tasche...so ne art "zippo" für arme .
gibt es seit 1917 und wird immer noch hergestellt...kostenpunkt damals 2 mark. "und wie jedes jahr wird der bundespräsident fordern `brot statt böller´...und wie jedes jahr werde ich ihm antworten : `wieso das denn ? brot knallt doch garnicht´ " |
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