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#1 |
Member
Registrierungsdatum: 26.11.1999
Postings: 53
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am tag, nachdem die mauer fiel, war ich gerade in Ljubiljana. hatte gerade zehn tage schulreise hinter mir, in denen wir uns nicht über das weltgeschehen informiert hatten. an einem bahnhofskiosk kauften wir uns die einzige deutschsprachige zeitung, die bild-zeitung. auf der ganzen titelseite stand in riesigen buchstaben nur eins: Deutschland einig vaterland, mit schwarz-rot-gold hinterlegt.
natürlich wusste ich, dass es im osten brodelte, und ich war einige monate vorher noch in ost-berlin, was mich als damals 17-jähriger stark beeindruckt hatte. aber diese schlagzeile am slowenischen bahnhof, das war dann ein richtiger schock. |
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#2 |
Member
Registrierungsdatum: 22.11.1999
Ort: Palast zu Bagdad
Postings: 33
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Liebes Forum,
Wir alle haben mehr oder weniger stark die Wende erlebt, oder? Und was mich persoenlich am meisten interessiert ist immer was man dachte oder fuehlte. Ich will mal den Anfang machen: Ich war mit meinen Eltern zu Hause, der Bruder meiner Mutter ist 3 Jahre vorher in den Westen gefluechtet und wir haben nie wieder etwas von ihm gehoert. Als dann die Bilder der Wiedervereinigung ueber den Bildschirm flackerten haben meine Eltern sich in den Armen gelegen und meine Mom hat so doll geweint. Ein paar Tage spaeter ist sie dann mit mir in den Westen gefahren und wir haben ihren Bruder (meinen Onkel) und seine Familie besucht. Erst viel spaeter habe ich begriffen warum sie denn so geweint hat. Denn meine Eltern haben weder ueber das System noch ueber den besagten Bruder gesprochen. Und letztes Jahr haben wir sogar rausgefunden das unser Nachbar uns die ganze Zeit bespitzelt hat. Na gut, wie steht's um eure Geschichte? PJ |
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#3 |
Member
Registrierungsdatum: 11.03.2000
Postings: 164
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Ich saß, als die Menschen über Ungarn flüchteten und in der deutschen Botschaft in Prag auf die Freiheit warteten, in meinem Tübinger Studentenzimmer vor einem Schwarzweißfernseher und fieberte mit. Es war ungemein bewegend.
Kurz darauf allerdings stellte ich fest, dass in der ganzen Straße Ostautos - vorzugsweise übrigens Wartburgs - parkten. Sie standen immer ungefähr eine Woche lang vor den Häusern der Leute, die Verwandte in der DDR hatten, und ihre Rücksitze füllten sich mit prallen Plastiktüten. Nachdem man diese Invasion einige Wochen lang beobachtet hatte, war man - ich muss mich dafür entschuldigen, aber man ist ja zur Ehrlichkeit erzogen worden - froh, aus einer reinen Westfamilie zu stammen... |
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#4 |
Member
Registrierungsdatum: 22.11.1999
Ort: Palast zu Bagdad
Postings: 33
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Ja, die dummen Ossis wie konnten sie nur...
Also wirklich nein aber auch tatsaechlich haben sie es sich doch tatsaechlich gewagt mal shopping zu gehen, etwas was heute doch jeder macht und also wirklich was faellt denen bloss ein nicht gleich im Mercedes vorzufahren, ich bin ernsthaft entsetzt meint zynisch PJ die sich gern mit arroganten Westlern anlegt und stolz ist Ostlerin zu sein, oder wenigstens gewesen zu sein. So |
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#5 |
Moderator
Registrierungsdatum: 03.11.1999
Ort: Durham/Grossbritannien
Postings: 652
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Hallo Prinzessin Jasmin!
Lange nichts von Dir gelesen/gehoert! (Ich hoffe doch, ich muss Dich nicht mit 'Eure Hoheit' anreden, oder galt das auch fuer mich? ) Also, bei der Wiedervereinigung war ich gerade zarte 20 und habe Zivildienst gemacht. Mit einer echten Wende habe ich damals eigentlich nicht gerechnet! Es war sehr surrealistisch, als es dann doch Wirklichkeit wurde: Wir hatten gerade einen Trauerfall in der Familie und es waren auch einige Verwandte aus der DDR bei uns, die eine Erlaubnis bekommen hatten, zur Beerdigung zu kommen. Und mit denen zusammen habe wir das dann im Fernsehen angeschaut ... war schon ziemlich unglaublich! Und irgendwie habe ich das ganze damals auch als sehr erhebend empfunden. Mir stinkt bis heute eigentlich nur das Verhalten unserer Politiker, die sich das ganze als Erfolg an ihre Fahnen heften! Dabei habe doch die damalige Bevoelkerung der DDR in Zusammenarbeit mit den Kirchen dieses Wunder am ehesten moeglich gemacht! Ich bin uebrigens auch 'Wessi' (obwohl ich mich ja am ehesten als 'Nordi' bezeichnen wuerde :-) und bin glaube ich nicht besonders arrogant (aber das darfst Du selbst beurteilen, PJ!). Fehler wurden m.E. anschliessend auf beiden Seiten gemacht, und zwar nicht zu knapp, findet jedenfalls Dein Raphael |
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#6 |
Member
Registrierungsdatum: 11.03.2000
Postings: 164
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Tja, Prinzessin, ich hab ja so eine Antwort befürchtet und kann nur an die Toleranz aller Leser/innen appellieren... Aber man kläre mich auf: Waren die Wartburgs nicht die östlichen Nobelautos?
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#7 |
Member
Registrierungsdatum: 20.05.1999
Postings: 1
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Die Wende habe ich im Ausland im Fernsehen mitverfolgt. Eine Szene werde ich nie vergessen: Die Wessis schmissen gönnerhaft Milka-Schokolade von mehreren Lastwagen auf die Straße und die Ossis warfen sich gierig darauf, einige prügelten sich darum. Ich empfand dies als hochgradig peinlich.
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#8 | |
Member
Registrierungsdatum: 22.11.1999
Ort: Palast zu Bagdad
Postings: 33
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Zitat:
Und mein bester Herr Vorzeigewestdeutscher, appellieren sie mal fein, da faellt mir ein, ich habe da letztens mal ein bischen Archivkraemerei betrieben und da bin ich auf einen Strang von 'Falco' gestossen. Und der hatte den Namen die Mauer im Kopf. Irgendwie habe ich immer gedacht das waere Bloedsinn, schade das es noch so wahr ist. Bester Raphael, natuerlich beurteile ich nicht jeden der aus dem Westen kommt so, nur wenn er so schreibt. Und du hast recht, Fehler wurden auf beiden Seiten gemacht, aber trotzdem kotzt mich solche Ueberheblichkeit masslos an. Und noch etwas Herr Vorzeigewestdeutscher, Ja Warburg galt als etwas besonderes, aber wenigstens haben wir zu schaetzen gewusst was wir hatten, nun sind wir nur noch eine verkommene Konsumgesellschaft in der man sich darueber aufregt in einer 2 minuetigen Schlange an der Kasse zu stehen. Na, sind wir nicht gute Westdeutsche geworden, natuerlich werden wir nie den 'reinrassigen' Status eines Herrn redselig erlangen, aber wir arbeiten dran. PJ |
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#9 |
Member
Registrierungsdatum: 05.11.1999
Ort: viel zu weit weg
Postings: 3
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Ich erinnere mich an dem 17.Juni 89 in der Hauptstadt der DDR, und an den 18. Juni 89 in Westberlin, auf einer alternativen Stadtführung, oder wie immer das genau hieß. Es war auf einer Studienreise. Man führte uns über den Potsdamer Platz (West). Da gab es damals so eine komische stillgelegte Versuchs-Magnetbahn, so eine Art Prä-Transrapid.
Jedenfalls fragte jemand, warum man hier denn nicht Häuser bauen würde, sind doch tolle Grundstücke. Daraufhin erklärte man uns, dies sei zur Zeit deshalb nicht möglich, weil wir uns hier eigentlich auf einer Straßenkreuzung befinden würden, die nur mal eben vorübergehend für den Durchgangsverkehr gesperrt sei. Ja, klar, wer's glaubt wird selig.... Und dann erinnere ich mich an den 24. Dezember 89, 3:50Uhr, Grenzübergang Herleshausen/Wartha, schnell noch ein paar Weihnachtsgeschenke besorgen. Es gab eine Gulaschkonone auf dem Marktplatz in Eisenach. Und an den 29. Dezember 89, Nacht im Zug, im Gang geschlafen, Spaziergang durchs Brandenburger Tor, noch geschlossen, mit Hammer und Meißel bewaffnet und beinahe beim Geldwechseln erwischt worden, dann noch eine Nacht im Zug, im Gang übereinander geschlafen. Und schließlich an den 3. Oktober 90, mit Bundeswehr-Säge bewaffnet ein Stück vom Zaun zwischen Hessen und Thüringen eigenhändig abgesägt. Hängt noch heute an der Wand. |
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#10 |
Member
Registrierungsdatum: 02.09.1999
Postings: 15
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Nun Jasmin, Du fragst, wie es erlebt wurde, und dann regst Du Dich ueber Antworten auf?
Ich habe , soweit ich mich erinnern kann, erst am naechsten Tag erfahren, dass 'die Mauer offen' war. Und ehrlich gesagt, ich war entsetzt, denn dass ein Aufkauf des Ostens stattfinden wuerde, war doch absehbar. Darum stand auch gleich fuer den naechsten Sommer die Reise in den Osten Deutschlands fest, solange eben noch nicht alles verwestlicht war. Es war ein Abenteuerurlaub kann ich nur sagen. :-)) Was die angefeindete Konsumorientierung anbelangt, wegen der sich West so gerne mit Ost kloppt (und andersherum natuerlich auch), - ich glaube nicht, dass da einer auch nur dem anderen den Spiegel vorhalten darf. Und dieser Neid darauf, wer nun welches Auto faehrt und welche Klamotten traegt..., ach herrje, sitzen wir denn immer noch im Sandkasten? Oder bestaetigt sich die These, dass die 90er Generation wirklich nur auf Kohle aus ist? (Beitrag wurde von Gala am 16.03.2000 um 03:32 Uhr bearbeitet.) |
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